Dresdner StreichTrio

„… ein Ensembleklang, der in der Trio-Landschaft wahrlich seinesgleichen suchen dürfte.“

Bach - Goldberg-Variationen

Klassik.comalt


Die Musik Johann Sebastian Bachs zu bearbeiten, sie für andere Instrumente einzurichten oder zu übertragen ist zwar keine Erfindung aus den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Aber hier treffen die Interessen der Musiker mit denen der Rezipienten sehr intensiv zusammen und befruchten sich gegenseitig. Das Publikum giert scheinbar nach bach'scher Musik.
Glenn Gould reißt man seine erste Einspielung der Goldberg Variationen auf dem modernen Klavier förmlich aus der Hand. Bach ist plötzlich „in".
Die ersten Bemühungen um eine authentische Aufführungspraxis finden statt und tun ein Übriges, das Werk Bachs einer breiteren Hörerschaft zugänglich zu machen.
Es folgen in den sechziger Jahren Bearbeitungen und Transkriptionen von unterschiedlicher Herangehensweise und leider auch unterschiedlicher Qualität. Die Popularmusik bedient sich bach'scher Motive und ganzer Sätze, um sie in neuem Gewand erklingen zu lassen. Bach dient plötzlich auch der Berieselung und Puristen sind empört. Die Goldberg Variationen auf diese Weise populär zu machen, würde vermutlich an ihrer Kompliziertheit scheitern. Die 30 Veränderungen
sind zu komplex angelegt, um sie dem ungeübten Ohr als Nebenbei-Cocktail zuzubereiten. Sie in Auszügen zu verunstalten, hat bisher gottlob keiner unternommen.
Und wer es mit der Musik des Meisters ernst meint, überprüft sinnvollerweise vor dem Akt einer Bearbeitung oder Transkription den Gehalt des originalen Notentextes.
Der ist von Bach im Fall der Goldberg Variationen expressis verbis an das zweimanualige Cembalo gebunden. Trotzdem haben Glenn Goulds Klavierfassungen Gnade vor den Augen von Analytikern gefunden. Zumindest im Verlauf von Jahrzehnten. Sehr viel delikater ist schon der Gedanke, sie von einem Streichtrio spielen zu lassen. Was dem Cembalisten oder Pianisten obliegt, darüber müssen sich hier drei Musiker einvernehmlich auseinandersetzen. Und das mit Streich- und nicht etwa mit Zupfinstrumenten, mit denen man den Cembaloklang noch am ehesten kopieren könnte. Aber ebenso, wie man dem Cembalo eine „Arie" entlocken kann, können Streichinstrumente Toccaten zum Leben erwecken. Die Wahl der Instrumente per se ist also nicht das Problem.

Um dieser „Klavierkomposition" mit dem Streichtrio gerecht zu werden, ist die Auseinandersetzung mit der Cembalo-Fassung erforderlich, so wie es auch Glenn Gould für seine Klavierfassungen tat. Der Notentext braucht fürs Klavier nicht verändert zu werden, lediglich darf die Terrassendynamik, die beim Cembalo vorgegeben ist, nicht dem Augenmerk verloren gehen. Das muss eine Streichtriobesetzung selbstverständlich auch berücksichtigen. Wie streng muss man dem Rechnung tragen? Hilfreich ist in diesem Zusammenhang vielleicht die Frage: Wie hätte wohl Bach seine Goldberg Variationen auf Streichtrio übertragen? Vielleicht unakademischer als wir heutzutage. Und mit dem Vertrauen auf zeitgemäße Aufführungspraxis; die sogenannte künstlerische Freiheit wurde damals noch nicht so groß geschrieben. Das Dresdner Streichtrio hat die Transkription Note für Note mit der Cembalofassung verglichen, das heißt, dass der vorliegenden Einspielung der Goldberg Variationen der bach'sche Notentext ebenfalls unverändert zu Grunde liegt.